Konflikte verstehen

Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern und Erwachsenen

Einen Konflikt zu lösen, indem wir ihn verstehen, Gefühle und Bedürfnisse von uns selbst und anderen wahrnehmen und dies auch noch in Worten widerspiegeln. Dieser Ansatz gelingt mit dem Konzept der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshall B. Rosenberg. Wie dies im Kita-Alltag umgesetzt werden kann, ist Inhalt dieses Beitrags.

Kitas sind besondere Orte. Hier sichere und vertrauensvolle Beziehungen zu den Kindern aufzubauen zählt zu den schwierigen und zugleich schönsten Aufgaben der Erzieherinnen. Auch für die Eltern ist das wichtig. Sie geben ihre Liebsten hierher, zunächst in fremde Hände und dies oft schweren Herzens, nicht selten mit unruhigem Gewissen. Ein derartiges Ringen um stimmige Lebensführung zwischen Beruf, Erziehung und Freizeitgestaltung bedeutet für viele Eltern ein Leben in Ambivalenz. Diese Mehrdeutigkeit oder Widersprüchlichkeit ist umso besser auszuhalten, je mehr die Kita als verlängerter Arm einer fürsorglichen Familie wahrgenommen wird und auch so funktioniert.

Zeigt sich die Kita jedoch als Einrichtung von ihrer institutionellen oder organisatorischen Seite mit klaren Regeln, die manchmal auch ein deutliches „Nein” zur Folge haben, werden für Eltern und Erzieherinnen auf mitunter schmerzhafte Weise Grenzen spürbar. Konflikte zu lösen, die aus unterschiedlichen Interessen entstehen, ist Teil der Aufgaben von Erzieherinnen, die ihre Arbeit meist nicht als „Job” begreifen, sondern als Berufung.

Wertvolle Worte

Das Konzept „Gewaltfreie Kommunikation“ (GFK) wurde von dem Psychologen Marshall B. Rosenberg (1924 – 2015) entwickelt. Seit vielen Jahren bewährt sich dieses Konzept als sehr wertvolle Unterstützung bei der Lösung von Konflikten.

Ein Beispiel aus dem Alltag

Herr Müller bringt seinen dreijährigen Sohn Max. Der hatte gestern schon Fieber, steht nun in der Kita mit geröteten Augen und klammert sich ans Bein seines Papas. Die Erzieherin spürt Ärger aufsteigen.

Erzieherin (E): „Na, Max, wenn ich dich da so stehen sehe mit deiner roten Nase, dann fühle ich mich unwohl und glaube, dass es dir noch gar nicht gut geht. Wärst du zuhause in deinem Bett nicht viel besser aufgehoben?”

Der Vater (V) fällt der Erzieherin ins Wort: „Max ist  fieberfrei. Na ja, er hat nicht gut geschlafen, aber für die Kita ist er fit!”

Die Erzieherin spürt ihren Ärger in Wut umschlagen und bittet ihre Kollegin (E2), die das Gespräch mitgehört hat, um Unterstützung.

E2: „Hallo, Herr Müller! Sie sagen, dass Max nicht gut geschlafen hat und fit genug ist für die Kita?”

V: „Ja. Ich weiß ja, wenn er krank ist, soll er zuhause bleiben. Deswegen habe ich ihm ja auch am Morgen ein Zäpfchen gegeben und jetzt ist das Fieber weg. Außerdem habe ich gleich ein wichtiges Gespräch mit meinem Chef. Ich kann wirklich nicht zuhause bleiben.“

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